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Malte: Laut, dreckig, Whiskey.
Patrick: Abwechslungsreich vielleicht noch…
Till: … und inspirierend.
Und euch selbst?
Malte: Empathisch, ruhig, zielstrebig.
Patrick: Unentschlossen, hibbelig, aber auch zielstrebig.
Till: Engagiert, motiviert, chaotisch.
Nils: Sehr gelassen, auch oft sehr durcheinander, sehr, sehr optimistisch.
Habt ihr Lebensmottos?Till: Weiß nicht… Lebensmotten aber auf jeden Fall (lacht).
Malte: Wir haben ein Bandcredo: Demokratie.
Till: Absolute Demokratie!
Es gibt keinen Bandchef?
Alle gleichzeitig: Nein!
Till: Wenn ich da kurz ausholen dürfte…
Du darfst.Till: Wir hatten schon zwölf Songs geschrieben, jeder nach seiner Facon. Irgendwann kamen wir an einen Punkt, an dem jeder das Gefühl hatte, sich selbst an seinem Instrument nicht mehr verwirklichen zu können. Das lag auch daran, dass wir aus komplett unterschiedlichen Musikrichtungen kommen. So ging es nicht weiter – und wir haben in einem satanistischen Ritual diese zwölf Songs verbrannt.
Ihr habt von vorne angefangen?Till: Ja, und jeden einzelnen Song zusammen geschrieben. Immer demokratisch. Und immer so, dass jeder das spielt, was er am besten findet. Es sei denn, die Mehrzahl sagt, das geht gar nicht.
Vier Leute, ein Song? Das geht?
Malte: Das geht. Ist aber auch der Grund, warum wir so lange gebraucht haben vom Kennenlernen 2011 über die Bandgründung 2013 bis zu den ersten Auftritten. Wir hatten zum einen eine lange Findungsphase. Zum anderen war es auch ein langer Prozess, unsere Songs so demokratisch schreiben zu können.
Till: Ja, wir hätten früher auf die Bühne gekonnt. Aber dass wir als Band gut funktionieren, das war uns wichtiger.
Malte: Bis Nils sich als Sänger hergegeben hat, hatten wir keinen. Wir haben ein Casting gemacht, aber gepasst hat niemand in unser Team, in unseren speziellen Workflow…
Till: Was ja eigentlich sehr für uns spricht…
Malte: Ja, wir machen eben nicht nur Musik zusammen, sondern sind auch beste Freunde.
Till: Genau. Und Musiker sind ja auch immer Diven. Und mit vier Diven, die sich alle verwirklichen, aber dabei auch noch demokratisch sein wollen – das kann super anstrengend sein. (lacht)
Nils: Bei uns in der Band muss man auf jeden Fall heftige Kritik einstecken können. Da kommt schon mal der Spruch: ‚Das können wir so machen, wenn’s scheiße werden soll…’. Da kommt nicht jeder mit klar.
Aber man weiß, woran man ist.Till: Eben. Für uns ist klar: Alles, was wir tun, dient immer dem Song. Wenn jemand von uns Kritik übt, dann macht der das nicht, weil der einen nicht mag, sondern weil es einen noch besseren Weg gibt für den Song. Das ist eine ganz große Wahrheit, an die wir alle glauben.
Keine Zickereien?
Till: Klar!
Nils: Dann holen wir die Wattestäbchen raus (lacht).
Till: Wir sind aber sehr verständnisvoll miteinander, haben alle unsere Maroden – und kennen die auch. Wir haben auch eine schöne Vertragungskultur…
Die da wäre?Till: Kasten Bier. Nein, wir setzen uns ganz in Ruhe hin und reden. Meistens hat das dann mit Privatem zu tun. Kreativität ist immer auch davon beeinflusst, was im Umfeld passiert. Und wenn es jemanden nicht gut geht, dann kommt die kreative Sperre – und dann muss man drüber reden.
Malte: Das ist dann eine Form, wie wir so etwas regeln, es gibt aber noch den ‚Dude-Faktor’; dann sagt man einfach: ‚Till, hör` auf zu heulen, mach das jetzt mal ordentlich!’
BONER Stadtfest 08-14 from Marcus Windus on Vimeo.
Nochmal zurück zu euren Musikgeschmäckern...
Malte: Von Cannibal Corpse bis Britney Spears.
Britney Spears?Malte: Britney Spears! Ich versuche alles, ohne Scheuklappen aufzusetzen. Wenn mir da eine Melodie gefällt, gefällt sie mir. Den Rest blende ich aus.
Till: Von Kyuss, Sublime, Opeth, Ray Charles oder Queens of the Stoneage ist bei uns alles drin. Wir bringen uns unsere Stile und Vorlieben gegenseitig näher, das hat unseren Horizont ziemlich erweitert.
Malte: So ist auch unser Bandveto entstanden…
Till: Ja, das ist ´ne coole Sache: Jedes Bandmitglied darf einmal im Jahr dieses Veto einlegen, wenn eine Band, die einen selbst beeinflusst hat, irgendwo ein Konzert gibt. Und dann müssen alle mitgehen, egal wie teuer die Tickets sind.
Welche Vetos gibt es dieses Jahr?Malte: Limp Bizkit oder Wu-Tang Clan.
Patrick: Eventuell AC/DC, wenn es noch Karten gibt.
Nils: Ich hoffe und warte immer noch auf Pink Floyd. Und wenn die Karten dann 200 Euro kosten sollten – ist mir egal (lacht).
Latte?Patrick und Nils: … Macchiato!
Till: Alter, was?
Malte: Das geht ja gar nicht!
Till: Wie ein altes Ehepaar!
Eigentlich war euer Bandname gemeint.
Till: Ach so (lacht). Wir haben alle gerne die US-amerikanische Progressive-Metal-Band "Tool" gehört. Na ja, und das ist ja auch ein Synonym für das männliche Geschlechtsteil. Und das fanden wir irgendwie cool. Und "Boner" brennt sich einfach ein – er ist kurz und provokativ und bleibt den Leuten im Kopf…
Malte: … "Boner" ist kurz und bleibt im Kopf stecken… aha!
Jack White, The Edge oder Jimmy Page?
Patrick, Nils und Till: Jimmy Page.
Malte: Jack White!
Till: Mist, jetzt wo du es gesagt hast… Ich bin auch bei Jack White.
Warum?Till: Weil Jimmy Page zum Teil das Ergebnis von Bewußtseins erweiterten Substanzen und Jack White von Natur aus der total abgefahrene Typ ist. Der eine ist der Mozart der Rockmusik. Der andere spielt, weil er was transportieren möchte – und das teilweise mit super wenig oder super abgefahrenen Mitteln. Das ist eine Art zu denken, da gibt es keinen zweiten.
Gin oder Whiskey?
Alle: Whiskey!
Welcher?Till: Glenmorangie.
Patrick: Jameson.
Nils: Laphroaig.
Malte: Dieser eine Whiskey aus dieser einen Tapas Bar…
Was bedeutet Musik für euch?Patrick: Sie spiegelt die eigene Persönlichkeit wider. Und das macht das Ganze auch sehr individuell. Musik ist wie ein Geschichtsbuch aus deinem Leben. Heißt aber auch: Man macht sich schon so ein bisschen nackig auf der Bühne.
Till: Deshalb ist es aber auch so schön, wenn jemanden ein Song von dir gefällt. Weil dann gefällt man demjenigen auch immer selbst.
Die nächsten Auftritte haben "Boner" am 27. Juni im Polyester und am 14. August auf dem Freifeld Festival in Oldenburg.