Oldenburg - „Man muss es einfach machen!“, rät Tobias Redlin allen, die ein Unternehmen gründen möchte.Oft scheitere es am Anfang, weil man zwar eine gute Idee, aber nicht genügend Mut für den Start habe.

Tobias (25) und sein Geschäftspartner Michael Sorkin (22), das „Gesicht“ von „IGo3D“ hatten den Mut. Sie gründeten Neverhill, ein Unternehmen für nachhaltigen T-Shirt-Druck. Die beiden hatten sich schon am Auswahltag für ihr Studium in Ingolstadt kennengelernt. „Mir ist klar schnell geworden, dass es mir zu eintönig sein würde, in irgendeinem Unternehmen ein kleines Rädchen zu sein“, sagt Tobias heute. Ausgerechnet nach Oldenburg verschlug es die Freunde 2012 nicht nur, weil Michaels Verlobte hier wohnt. Auch waren die beiden angetan von den Angeboten für junge Existenzgründer, etwa vom Technologie- und Gründerzentrum der Universität.

Dennoch funktionierte Neverhill nicht so, wie es sollte. „Es gibt einfach zu viele T-Shirt-Anbieter“, meint Tobias. Das Projekt laufe zurzeit aus, weil die beiden nicht mehr genügend Zeit dafür haben. „Das ist schade, weil es unser erstes Baby war.“ Aber die nächste Idee war schnell geboren. Michael rief Tobias eines Abends an und sagte ihm, er solle sich mal ein Youtube-Video über 3D-Druck anschauen. „Das ist der letzte Tag, an dem wir T-Shirts drucken“, prophezeite er dem Freund. Tobias war sofort überzeugt von der Idee, wie er erzählt.

Ein Foto aus alten Zeiten: Tobias Redlin (links) und Michael Gorkin, als sie Neverhill gründeten. „Da waren wir noch etwas grün hinter den Ohren“, sagt Tobias. (Foto: privat)

Ein Foto aus alten Zeiten: Tobias Redlin (links) und Michael Gorkin, als sie Neverhill gründeten. „Da waren wir noch etwas grün hinter den Ohren“, sagt Tobias. (Foto: privat)

„IGo3D“ sei sofort „explodiert“. Die Gründer investierten fast all ihre Zeit in das neue Unternehmen. Vor etwa einem Jahr starteten sie mit dem Onlineshop. Finanziert haben sie sich komplett aus Eigenmitteln. Ihren Erfolg erklärt Tobias sich damit, dass sie die ersten in Deutschland gewesen seien, die einen Handel für 3D-Drucker eröffneten. Die Pioniere. Sie zogen in ein Ladenlokal in der Straße Am Stadtmuseum. Später hätten weitere „erste“ Läden eröffnet, erzählt Tobias schmunzelnd.

Lade ...

Und so funktionieren die Drucker: Man benötigt eine 3D-Datei, zum Beispiel die von einem Apfel. Wer Profi ist, kann sie selbst herstellen. „Ansonsten kann man 3D-Dateien auch im Internet runterladen“, weiß Tobias. Mit Hilfe eines Programms bestimmt man Schichthöhe und Füllung des Modells und startet per Mausklick den Druck-Vorgang. Nach und nach trägt der Drucker mit einer Düse Kunstoffschichten auf, sodass die Figur eines Apfels entsteht. Vor allem Bastler, Modellbauer, aber auch Architekten und Ingenieure interessierten sich für die Drucker. „Architekten können anhand von Modellen ihren Kunden anschaulich zeigen, wie ihr Haus aussehen wird“, erklärt Tobias.

Trotz des Erfolgs mussten die Freunde auch Hürden überwinden. „Schwierig war es, in Oldenburg gute Leute für den Vertrieb zu finden“, berichtet Tobias.Gerne hätten sie auch Frauen angestellt, es bewarben sich aber keine. „Die Technik hat vielleicht viele abgeschreckt“, vermutet er. Die jetzigen „IGo3D“-Mitarbeiter fanden Tobias und Michael durch persönliche Kontakte, also eher zufällig. Mittlerweile haben sie sechs Vollzeitangestellte, fünf Teilzeitkräfte und drei weitere Mitarbeiter in Russland, wo sie vor kurzem ein Joint-Venture gegründet haben. Ihre nächsten Projekte: Sie wollen einen Standort in Hannover und weitere Franchise-Läden eröffnen. Mit Michael Sorkins Vater Sergey haben sie sich dafür noch eine erfahrene Kraft ins Boot geholt.

„Durch Neverhill haben wir viel Erfahrung gesammelt“, sagt Tobias. „Wir wissen, was im Online-Geschäft möglich ist, zum Beispiel mit Suchmaschinenoptimierung.“ Bei Igo3D hätten sie manche Dinge dann sofort umgesetzt.“ Auch Scheitern könne sinnvoll sein. „Selbst wenn man Ersparnisse von 5000 Euro verliert, hat man viel gelernt und viele Leute kennengelernt“, meint Tobias. Eine Idee sei nur dann gut, wenn das Geschäftsmodell nachhaltig sei: „Entweder muss man Umsatz machen, ein großes Medieninteresse oder hohe Nutzerzahlen haben.“

Seine Tipps an Gründer:

 Wer gerade erst studiert hat, sollte lieber klein starten.

 Ein Team,das sich ergänzt.

 Sobald es anläuft, sollte man sich schnell Mitarbeiter suchen.

 Ab und zu den Computer ausschalten und rausgehen, egal ob auf eine Messe oder in die Bar.