Im Nordwesten - Das Unternehmen Smartwurst ist der alte Hase unter den jungen Gründern. Felix Rennies, Marco Bruns und Steffen Meissner überraschten Ende 2011 mit ihrem Wursttoaster den Markt. Zum NWZ-Termin kam Steffen, bei der GmbH für Vertrieb und Marketing verantwortlich, mit Kistenkarre und viel Gepäck nach Oldenburg: Toaster, Würstchen und das neue Produkt „Männermarmelade“ hatte er gleich mitgebracht.
Elektrischer Wursttoaster oder doch lieber herkömmlicher Grill? Das war die Frage beim NWZ-Grillevent beziehungsweise Videodreh. Die Online-Redaktion und NWZplay testeten, welche Wurst besser schmeckt: Getoastet oder gegrillt?
Smartwurst, der Wursttoaster, ist aber eigentlich nicht für den Großeinsatz beim Gartenfest gedacht, wie Steffen Meissner erklärt: „Der Wursttoaster ist wie geschaffen für die schnelle Wurst zwischendurch. Er wird in der Kleingastronomie eingesetzt, in Kneipen, Hotels und Tankstellen. Damit können Wirte auch nach Küchenschluss noch was anbieten.“ Zu den Smartwurst-Hauptkunden gehörten vor allem, so Steffen, Bäckereien und Metzgereien.
Ende 2010 kam die Wurst in die Pelle. Der Bremer Steffen Meissner und die gebürtigen Oldenburger Marco Bruns und Felix Rennies gründeten Smartwurst. Die Idee zum Wursttoaster war den Dreien in einem Pub in London gekommen. „Schuld waren also die Engländer!“, sagt Steffen. Die servierten ihnen Wurst, die auf der einen Seite schwarz und auf der anderen weiß, also roh, war. Das muss besser gehen, dachten sich die Freunde. Und schon nahm die Tüftelei ihren Lauf: Wie muss man einen Toaster konstruieren, damit eine Wurst nach kurzer Zeit gleichmäßig gegrillt und dazu noch schön knackig aus der Maschine hüpft?
Vorlesung mit Wurstverkostung
Felix Rennies, heute Ingenieur mit Spezialgebiet Produktdesign, musste im Studium sowieso ein gastronomietaugliches Produkt entwickeln und in der Universität präsentieren. Da eignete der Wursttoaster sich gut. „Für die Arbeit bekam er eine Eins“, berichtet Steffen, vermutlich nicht nur, weil die Vorlesung mit anschließender Wurstverkostung so gut ankam. „Die ersten Versuche mit dem Toaster gingen allerdings in Flammen auf“, erinnert sich Steffen. „Wir mussten Hunderte Würste verdrücken, bis sie nicht mehr so wie im Pub, sondern rundum knusprig wurden.“
Neben Technik-Tüfteleien mussten die Gründer sich auf die Suche nach einer Produktionsfirma machen. „Felix ist von Maschinenbauer zu Maschinenbauer gelaufen“, erinnert sich Steffen. Bis ein Unternehmen in Oldenburg zusagte. Das Problem dabei: Für einen Produzenten ist die Wursttoaster-Herstellung nur ein Nebengeschäft, weil die Smartwurst-Gründer zunächst nur kleine Mengen in Auftrag geben. „Manchmal war es schwer, weiterzumachen, wenn Leute sagten: Das Ding ist scheiße.“ Kein Wunder, dass Freunde und Familie die Pläne der drei jungen Gründer erst einmal verdauen mussten.
„Das Wichtigste war die Finanzierung“, meint Steffen. Bei einer zweijährigen Entwicklungszeit brauche man ein sechsstelliges Startkapital. Die Smartwurst GmbH suchte sich finanzielle Unterstützung bei einer Bremer Bank. Mit ihrer Idee gewannen sie außerdem den Förderpreis „Kultur- und Kreativpiloten“ der Bundesregierung. Das spülte zusätzlich Geld in die Kasse. Beratung holten die jungen Gründer sich vor allem bei der Wirtschaftsförderung Bremen. „Dort erfuhren wir zum Beispiel, welche Messen wir besuchen können“, sagt Steffen. Auch tauschten sie sich mit erfahreneren Gründern aus.
Strenges Lebensmittelrecht
Den Toaster fit für die Gastronomie zu machen, war nicht einfach: Er musste bestimmte Normen erfüllen. „Wir mussten zum Beispiel dickere Kabel als gewöhnlich verwenden“, erinnert sich Steffen. Bei der Männermarmelade sei das ähnlich gewesen: „Das deutsche Lebensmittelrecht ist sehr eng gestrickt. Das ist gut, war für uns, weil wir noch keine Erfahrung damit hatten, aber schwierig.“ Mehrere Industrieprüfer hätten die Sauce kontrollieren müssen. „Da mussten wir aufpassen, dass das nicht unsere Anfangseuphorie bremste“, sagt Steffen, der auf Familienfeste öfters „noch schärfere Sauce“ forderte.
Der Edelstahl-Toaster wiegt neun Kilogramm. Auch preislich ist er kein Leichtgewicht: 985 Euro (netto) muss man dafür hinblättern. Der Grillvorgang wird per Mikrochip gesteuert. Für die senkrechte Garvorbereitung meldeten die Gründer Patent an.
Die eingebaute Heizspirale erhitzt sich auf 400 Grad. Je nachdem, welche Wurst man auswählt und wie warm es im Raum ist, dauert das Grillen dreieinhalb bis fünf Minuten. Den Toaster kann man an jeder Steckdose anschließen, er zieht aber 2,2 Kilowatt. „Zwei Toaster auf einmal solltest du nicht anschließen, dann fliegt die Sicherung raus“, rät Steffen.
Auch wenn die Wurst ihnen manchmal zu den Ohren herauskommt, sind die Gründer mit viel Spaß bei der Sache: „Smartwurst trägt sich. Wir leben davon“, sagt Steffen. Reich würden sie aber nicht. Weil sie ein sehr kleines Unternehmen sind, hapert es schon mal bei der Umsetzung von neuen Ideen. So brachten die Gründer auch einen Privatwursttoaster auf den Markt. Auf Dauer sei es aber schwierig, den im Sortiment zu behalten, weil sie aufgrund des Garantierechts immer welche auf Lager haben müssten, falls ein verkaufter Toaster einen Defekt habe. Das sei aber kaum zu leisten.
Entscheidung mit verbundenen Augen
Trotz Regens waren die Würste beim NWZ-Dreh schnell braun. Grill oder Toaster – die Entscheidung fiel mit verbundenen Augen. „Der Wursttoaster soll keine Konkurrenz zum Grill sein“, stellt Steffen klar. „Wir sind selbst leidenschaftliche Griller.“ Wenn sie dann noch Würstchen sehen können.
Wo die Wurst getoastet wird- Hier geht es zur Homepage von Smartwurst